Münzen
Bacharacher Weißpfennig
geschlagen nach dem erneuerten Rheinischen Münzvertrag von 1420.
Vertragspartner: Köln, Trier, Mainz, Pfalz, Jülich
Nachprägung 1991
Die Entwicklung des Pfennigs geht auf den Denar des spätmerowingischen Münzsystems zurück: 240 Pfennige = 20 Schillinge = 1 Pfund. Der Denar oder Pfennig ist die hochwertige silberne Einheitsmünze des 8. bis 11. Jahrhunderts. Um 1100 verfällt der einheitliche Denarfuß, und es entstehen regionale Pfennigsorten (12./13. Jahrhundert).
Der Pfennig verliert weiter an Wert, so dass im 14. Jahrhundert durch Nachahmung fremder Münzen eine neue Währung entsteht. Über Sterling, Tornose und Groschen kommt Mitte des 14. Jahrhunderts am Niederrhein der Weißpfennig auf und wird zur Hauptsilbermünze. Seit 1386 ist er die silberne Vertragsmünze des Rheinischen Münzvereins.
Fürs Erste bleibt der Weißpfennig die Münze des Niederrheins. So sieht es auch Kurfürst Ludwig III. (1410-1436), der im Münzvertrag vom 8. März 1417 eine pfälzische Weißpfennig-Münzung für die Gebiete nördlich des Heimbachs nur in der Münze zu Bacharach zuließ. Der Handel mit dem Niederrhein und besonders mit den pfälzischen Besitzungen am Niederrhein sollte gewahrt bleiben. Erst 1420 münzt man auch den pfälzischen Weißpfennig in Heidelberg. Währungsgrenze in damaliger Zeit war der Heimbach an der südlichen Grenze des Viertälergebietes.
Auf der Vorderseite des pfälzischen Weißpfennigs von 1417 erscheint St. Petrus im gotischen Gestühl. Die Rückseite zeigt in der Mitte das pfälzisch-bayrische Schild als das des Prägelandes, um dieses Schild sind gemäß dem Münzvertrag vom 8. März 1417 die Schilder von Mainz, Köln, Trier gruppiert als Zeichen der Gültigkeit dieser Münze in ihren Gebieten.
Am 20. April 1420 beschließt man zu Heidelberg außer den Mitkurfürsten auch den Herzog von Geldern bzw. Jülich in den Münzvertrag mit aufzunehmen. Ein kleiner silberner Pfennig soll "mit unserm Zeichen und Wapen wie wir yne dana die forme in die ysen geben" gemünzt werden.
Der Vertrag, der bis zum Tode von Herzog Reinald von Jülich (am 23. Juni 1423) bestand, hatte somit fünf Partner. Der neue Jülicher Herzog trat dem Münzvertrag nicht bei, und so kam es, dass dem Vierpaß wieder der altgewohnte Dreipaß folgte.
Die Nachprägung des Bacharacher Weißpfennigs führt somit den seltenen Vierpaß, während die Vorderseite in ihrer Gestaltung bis zum Münzvertrag vom 24. Juni 1477 bestehenbleibt.
Der 1386 vom Münzverein der vier rheinischen Kurfürsten geschaffene rheinische Gulden hat erst einen Wert von 20, später von 36 Weißpfennigen. Hundert Jahre später (1494) ist der Umlaufwert nur noch 26 bis 27 zum Gulden. Der Weißpfennig (wysse penning), später Albus genannt, bleibt als Kleinmünze bis ins 18. Jahrhundert erhalten.
Die Bacharacher Münze stellte um 1465 ihre Tätigkeit ein. Gut 300 Jahre schätzt man die Tätigkeit dieser Münzstätte für das kurpfälzische Land.
Hinweise
- Vorlage der Nachprägung: Rolf Heidrich
- Beratung: Alfons Glowik
- Organisation der Nachprägung und Text: Reinhold Maus
Quellen/Fundstellen:
- Münzzentrum Köln - Auktion XXXV Pfalz 1979.
- Wilhemine Hagen - Münzprägung und Geldumlauf im Rheinland.
- D. H. Buchenau - Untersuchungen zu den spätmittelalterlichen Münzreihen von Pfalz, Mainz, Elsaß, Hessen.
- Friedrich-Ludwig Wagner - Die pfalzgräfliche Münze in Bacharach. Hansenbl. 1986.
- Günter Felke - Die Münzen der Herzöge von Simmern.
- Günter Felke - Die Goldprägung der Rheinischen Kurfürsten 1346-1478 Mainz-Trier-Köln-Pfalz.
- Arthur Suhle - Ein Kölner Weißpfennig des Rheinsichen Münzvereins vom 26. Januar 1391.
- Paul Josef - Beiträge zur pfälzgräflichen und mainzischen Münzkunde.
- Wilhelm Diepenbach - Der Rheinische Münzverein.
- siehe auch : Wolfgang Heß : Münzstätte Bacharach in "Bacharach und die Geschichte der Viertäler"