Münzen

Die kurpfälzische Münzstätte Bacharach

Wir Ruprecht (I) erkennen, das off disen hutigen dag als datum dis briefes sprichet, unser lieber getruwer Wernher Knebel, burggraff zu Stalberg, von wegen unsers l.g. Henchen Cretzchens, unsers burgers zu Bacherach, unsers gewarders unser muntzen do selbes, uns von allem slageschatz, der uns gevallen ist und gevallen solte zu unserm teile von unser muntze zu Bacherach, mit uff disen hutigen dag eyne gantze vollenkommeliche rechenunge bewist und getan hat, dar an uns wol begnuget hat und begnugt, und sagen den obgenanten Henchin Cretzchen und sine erben derselben rechenunge und alles innemens und ußgebens alles slageschatz, der uns zu unserm teile von der obgenanten muntzen zu Bacherach mit uff disen hutigen dag gefallen ist und gefallen solte, ledig, los und qwit, mit orkund diz briefes. Hie bi sint gewesen uns l.g. Conrat Landschade viztum zu der Nuwenstat, Wilhelm Knebel hofemeister, Heinrich v. Dieppach unser schriber. Datum Germersheim tercia feria post dominicam Invocavit (4. März) anno dom. MCCCLX quinto.

Quellen/Fundstellen: Pfälzer Cop.-Buch Nr. 7, Bl. 54, Karlsruhe.

Mit dieser am 4. März 1365 von Pfalzgraf Ruprecht I. ausgefertigten Urkunde wird die Münzstätte Bacharach, die zu den produktivsten der Kurpfalz zählte, zum ersten Mal erwähnt. Es ist eine Anweisung über die Abrechnung des Bacharacher Münzwardeins (Münzmeister) Henchen Cretzchen mit dem pfalzgräflichen Burggrafen Wernher Knebel von Katzenelnbogen.

Es steht jedoch fest, dass in Bacharach schon erheblich früher gemünzt wurde. - Das königliche Münzkabinett München erwarb in den Jahren um 1890 eine Münze des Pfalzgrafen Otto II. (1228 - 1253) auf Kölner Schlag, von der mit Sicherheit anzunehmen ist, dass sie in Bacharach entstanden ist.

Nach längerer Zeit, über die noch nichts bekannt ist, prägten dann die Pfalzgrafen Ruprecht I. und Ruprecht II. (1353 - 1390) Pfennige Würzburger Schlages in Bacharach. Zur gleichen Zeit erscheinen in der Bacharacher Münze auch Heller und Sterlinge nach Brabanter Art. Mit der so genannten Goldenen Bulle verlieh Kaiser Karl IV. im Jahr 1356 den vier rheinischen Kurfürsten das Reichsrecht der Goldprägung. Bald darauf ließ Pfalzgraf Ruprecht I. die ersten Goldgulden in Bacharach schlagen, teils nach Florentiner Vorbild, teils mit seinem Bild und mit dem des Mainzer Erzbischofs Gerlach (1354 - 1371), wahrscheinlich aufgrund eines uns noch unbekannten Vertrages.

Am 8. Juni 1386 wurde dann auf Betreiben des Trierer Erzbischofs Kuno von Falkenstein (1362 - 1388), dem unzweifelhaft bedeutendsten Kirchenfürsten seiner Zeit, der Münzvertrag zwischen den vier rheinischen Kurfürsten geschlossen, welcher wohl die Grundlage für den späteren rheinischen Münzverein bildete, einem sehr wichtigen Vorläufer der Einheitsbestrebungen im deutschen Münzwesen. Der Vertrag war auf 10 Jahre bemessen und sah den einheitlichen Schlag von Weißpfennigen und Goldgulden vor. Die Goldgulden sollten 23 Karat Feingold enthalten und trugen auf der Vorderseite wie bisher das Bild Johannes des Täufers.

Für die Rückseite wurde ein völlig neues Münzbild geschaffen, und zwar ein gotischer Dreipass mit den Wappen der vier rheinischen Kurfürsten. Wie dieses Münzbild auszusehen hatte, beschreibt der Vertragstext unter anderem wie folgt: "da mitten staen sullen des Herren wapen, in des Muntzen der Gulden geslagen wirdet; und uff den drien orten sullen staen der ander dryer Herren wapen".

Für das Kurfürstentum Mainz hatte den erzbischöflichen Stuhl inne Adolf von Nassau (1381 - 1390), für Kurtrier Kuno von Falkenstein (1362 - 1388), und für Kurköln Friedrich von Saarwerden (1371 - 1414). Für Mainz steht als Stiftswappen ein Rad, für Trier und Köln die Familienwappen der Erzbischöfe, weil beide Stifter ein Kreuz führten und deshalb die Landeswappen nicht deutlich genug waren. Das Wappen von Falkenstein war ebenfalls ein rotes Rad im silbernen Feld, aber weder Kuno noch sein Nachfolger Werner haben es jemals benutzt, sie wählten meist den Schild von Minzenberg, wahrscheinlich um Verwechslungen mit Mainz zu vermeiden. Saarwerden (Trier) führte einen silbernen Doppeladler auf schwarzem Feld als Wappen. Die Mitte der Münze ziert der pfalz-bayrische Schild der Pfalzgrafen Ruprecht I. und Ruprecht II.

Auch unter den folgenden Pfalzgrafen ging die Goldprägung in Bacharach in großen Serien - mit einigen Pausen - weiter. Änderungen im Münzbild traten laufend ein. So wurde auf dem unter Ludwig III. in der Zeit von 1417 bis 1419 geprägten Gulden die Abbildung Johannes des Täufers durch das Bild des Apostels Petrus ersetzt; eine andere Prägung des gleichen Münzherrn zeigte den thronenden Christus.

Bei den folgenden Kurfürsten von Ludwig IV. (1436 - 1449) über Friedrich I. (1449 - 1476) bis zu Philipp (1469 - 1508) änderte sich das Münzbild des Guldens erneut. Es zeigte nun auf der Vorderseite ein Langkreuz mit dem gevierten Wappenschild von Pfalz-Bayern und auf der Rückseite die Wappen der Kurfürsten von Köln, Mainz und Trier. Nebenher lief durchgehend auch noch die Prägung von Weißpfennigen, Weckenpfennigen und Hohlringhellern.

Um 1465 stellte die Bacharacher Münzstätte nach rund 300jähriger Tätigkeit, in der sie einen großen Teil des kurpfälzischen Landes mit Münzen versorgt hatte, für immer ihren Betrieb ein.

Text: Alfons Glowik

Quellen/Fundstellen:

  • Alfred Noß - Die pfalzgräflichen Ruprechtsgoldgulden. MBNG, XX, 1901.
  • H. Riggauer - Eine Münze Otto II. als Pfalzgraf am Rhein. MBNG, XIII, 1894.
  • Arthur Suhle - Ein Kölner Weißpfennig des Rhein. Münzvereins. MBNG, XIII, 1894.
  • Friedrich-Ludwig Wagner - Die pfalzgräfliche Münze in Bacharach. Hansenbl. 1986.
  • F. J. Mone - Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 1851.
  • W. Jesse u. R. Gaettens - Handb. d. Münzkd. v. Mittel- u. Nordeuropa. Bd. 1.1, 1939.
  • Dirk Steinhilber - Die Pfennige des Würzburger Schlages. Jahrb. für Numismatik u. Geldgesch. Bd. 10, 1959/60.