Heimatblatt Nr. 34
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Inhaltsverzeichnis
Leseprobe
50 Jahre Städtepartnerschaft
Bacharach unterhält zwei Städtepartnerschaften; eine nach Frankreich, zu dem in der Weinbauregion Burgund gelegenen Wein- und Kurort Santenay les Bains, die andere nach Belgien zu der Trauben-Stadt Overijse in der Provinz Flämisch Brabant.
Santenay
Es war im September 1956, als der Freundschaftskreis zwischen Rheinland-Pfalz und dem französischen Burgund gegründet wurde. Der Anstoß hierzu kam vom französischen Landeskommissariat in Mainz. Die damalige französische Besatzungsmacht sah darin einen Weg die äußerst schlechten Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen zu normalisieren.
Die rheinland-pfälzische Staatskanzlei nahm diese Anregung auf und fand in Burgund eine Region, wo der Weinbau ebenfalls eine dominierende Rolle spielte. An den ersten Sondierungsgesprächen im Jahr 1954 nahmen vor allem Bürgermeister teil.
Treibende Kräfte der Annäherung und des Partnerschaftsgedankens waren der rheinlandpfälzische Ministerpräsident Dr. Altmeier und der Alterspräsident der französischen Nationalversammlung und Bürgermeister von Dijon, Kanonikus Felix Kir.
Anlässlich der Besiegelung der Städtepartnerschaft zwischen Mainz und Dijon am 21. Juni 1958 in Mainz, besuchte anschließend eine Gruppe der großen französischen Delegation, darunter auch der aus Santenay stammende Abgeordnete Lalle und Colonell Ney aus Dijon die Stadt Bacharach. Dabei wurde auch eine Partnerschaft zwischen Santenay und Bacharach angesprochen.
Der Freundschaftskreis Rheinland-Pfalz - Burgund schlug im Frühjahr 1959 Bacharach eine Städtepartnerschaft mit Santenay vor. Dieser Vorschlag wurde freudig aufgegriffen und am 31. März 1959 stimmte der Stadtrat dem Vorschlag der Städtepartnerschaft zu.
Am 30. Mai weilte dann erstmals mit Bürgermeister Stamm eine Abordnung Bacharacher Bürger in Santenay, wo bei einem Festakt die Städtepartnerschaft zwischen Bacharach und Santenay mit der Überreichung der Bacharacher Partnerschaftsurkunde proklamiert wurde.
Die in deutsch und französisch abgefasste
Urkunde lautet:
"Die Einwohner der Stadt Bacharach am Rhein,
vertreten durch Bürgermeister Hans Stamm und
15 Ratsherren, erklären feierlich die Partnerschaft
mit Santenay (Burgund) und grüßen die Einwohner
dieser Stadt in Freundschaft und Verbundenheit."
Bacharach, am 30. Mai 1959
Overijse
Als die EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) mit Sitz in Brüssel ins Leben gerufen wurde, engagierte sich auch schon die Stadt Overijse, die nur einen Katzensprung von Brüssel entfernt liegt, über die Grenzen hinweg für ein besseres Miteinander der Städte und Menschen zu dem ehemals verfeindeten Deutschland.
Schon im Jahr 1958 ging man mit dem Moselort Bruttig-Frankel eine Städtepartnerschaft ein. Aktivitäten zu weiteren Städtepartnerschaften begannen im Frühjahr 1959.
Im Juni 1959 kam es zu einer ersten Kontaktaufnahme mit dem Deutschen Dienst für Tourismus wegen einer weiteren Städtepartnerschaft mit einer Gemeinde am Rhein. Von dort wurde Bacharach ins Gespräch gebracht. Am 11. Juli wurden im Bacharacher Rathaus mit Bürgermeister Stamm und dem Verkehrsamtsleiter Menninger erste Einzelheiten der Partnerschaft besprochen und man wurde sich sehr schnell einig.
Im Monat August 1959 besuchte eine Gruppe aus Overijse das Winzerfest in Bruttig an der Mosel. Danach fuhr man zum ersten Kennen lernen in das Weinstädtchen Bacharach. Am 9. August traf Bürgermeister Guillaume Depre sich nochmals mit Bürgermeister Stamm und dem Verkehrsamtsleiter zum Gespräch über die offizielle Städtepartnerschaft.
Zum Traubenfest am 5. September 1959 wurde dann in Overijse die Städtepartnerschaft feierlich begründet
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War Manubach im Dreißigjährigen Krieg ausgestorben?
Immer wieder hört man, dass Manubach im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) durch Kriegseinwirkungen und durch die Pest ausgestorben war und der Kurfürst hätte eine Neubesiedlung mit Einwohnern aus Altrip angeordnet.
Weil diese Neusiedler sich in fremde "Nester" gesetzt hatten, wurde ihnen von den Bewohnern der Nachbardörfer der Name "Kuckucke" gegeben. Von 1317 bis 1801 gehörten die Viertäler Bacharach, Steeg, Diebach und Manubach zur Kurpfalz. 1558 führte Kurfürst Otto Heinrich, auch Ottheinrich genannt, hier die Reformation ein. Die Reformierten verbannten alles, was dem Gebot "Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen..." aus ihren Kirchen. Wandbilder wurden überstrichen, Bilder und Heiligenfiguren entfernt und jegliche Verzierung musste der Einfachheit und Schlichtheit weichen.
Die Kirche St. Oswald in Manubacher hatte Kirchenbänke, die mit reichen Schnitzereien verziert waren. Bei der Entfernung derselben war man vorsichtig mit den Wangenbrettern der Bänke umgegangen und hatte sie mit dem "Gesicht" nach unten auf dem Kirchenspeicher gelagert. Auf dem Gebälk des Kirchenschiffs dienten sie fast 400 Jahre als Laufbretter, bis man sie 1922 entdeckte und wieder an die vermuteten Stellen anbrachte. Ein Teil wurde aus Sicherheitsgründen während des Zweiten Weltkriegs in die Festung Ehrenbreitstein ausgelagert und ist seitdem verschollen.
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Die Nachbarschaft "Obere Biesel" in Steeg wird 200 Jahre
Die Nachbarschaft "Obere Biesel" ist eine von neun Steeger Nachbarschaften. Sie beginnt bei Blücherstraße 213 und endet am Ortsausgang Richtung Rheinböllen. Aber auch Bacharacher Bürger sowie die Bewohner des Forsthauses Rheinböllen sind aus historischen Gründen Mitglieder der Nachbarschaft.
Jede Nachbarschaft hat Regeln, die das soziale Miteinander bestimmen. Diese werden in den Büchern, die die Nachbarschaften führen, festgehalten. Das Nachbarschaftsbuch der Oberen Biesel besteht bislang aus zwei Teilen: einem kleinen Büchlein, das die Jahre 1809 bis 1870 abdeckt, und einem dicken Band von 1871 bis heute. Im ersten Büchlein sind die Seiten leicht beschädigt und stockfleckig und dadurch schwer zu entziffern. Die Inhalte sind gerade in den Anfangsjahren äußerst knapp gehalten. Es geht lediglich hervor, wer gestorben war, wer den Sarg getragen und wer die "Lath", die Stangen zum transportieren des Sarges, in seinem Besitz hatte.
Das Buch enthält nur hier und da Nachbarschaftsregeln, z. B. 1842: "Beschluss der Nachbarschaft: Am 19. Juli haben wir Nachbarn beschlossen, dass von heute an, wenn jemand stirbt, vier Mann sollen wachen zur Nacht, sechs Mann zum Läuten."