Heimatblatt Nr. 35
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Inhaltsverzeichnis
Leseprobe
Die Lutherische Kirche zu Bacharach
Dass es in Bacharach einmal eine Lutherische Kirche gab, ist heute weitgehend unbekannt. Dies liegt wohl daran, dass sie zum einen nur etwa 100 Jahre genutzt wurde, aber auch daran, dass sich von ihr keinerlei Reste an ihrem Standort in der Koblenzer Straße erhalten haben.
Nachforschungen brachten trotzdem einige Aussagen über dieses Gotteshaus zu Tage. Aus dem Jahre 1776 stammt eine noch wenig aussagekräftige Bemerkung: "Die Lutheraner bedienen sich eines Privathauses, worinnen sie ihren Gottesdienst halten, und ihren eigenen Pfarrer und Schuldiener haben." Widder berichtet 1787 in seiner Beschreibung der Kurpfalz: "Dann haben die Augsp. Conf. Verwandten auch eine eigene Kirche erbaut, in welcher alle übrigen Orte des Ober- und Unteramts eingepfarrt sind." Ähnliches wird schon 1777 beschrieben, nämlich dass sich auch die Lutheraner ein Gotteshaus aus Spenden erbaut haben, worin alle Personen des Ober- und Unteramtes eingepfarrt sind. Eine erste Aussage, wann die Lutherischen Gebäude erbaut wurden finden wir 1788: "Die Lutheraner gehören sämtlich zu der Pfarrei des einen Predigers in der Oberamtsstadt. Er hält seine Zusammenkünfte in einem von der Gemeinde ungefähr vor 70 Jahren erbauten Hause, das ihm zugleich zu seiner Wohnung dient." Über den Standort der Kirche erfahren wir etwas im Rheinischen Antiquarius: "Die lutherische Kirche samt anstoßendem Pfarrhof, in der nördlichsten Ecke der Stadt, ist ebenfalls, weil seit der Union überflüssig, abgetragen worden."
Die Lutherische Gemeinde gründete sich 1716. Am 8. Oktober 1817 vereinigte sich die lutherische Gemeinde mit reformierten.
Die drei Konfessionen
Mit der Reformation setzte sich - nach mehreren Wechseln zwischen den beiden evangelischen Konfessionen (Reformierte und Lutheraner) - die reformierte Konfession in der Kurpfalz durch. Der Hauptunterschied dieser beiden Konfessionen ist das Verständnis des Abendmahls, dass die reformierten als reines Gedächtnismahl ansehen. Außerdem sind die reformierten Kirchen wesentliche schlichter, als die lutherischen.
Die 7 reformierten Pfarreien des Oberamtes wurden in der Inspektion Bacharach zusammengefasst. Holzfeld gehörte zur Pfarrei Werlau im Hessischen.
Am 13. Oktober 1685 wurde vom Kurfürsten verordnet, dass allen drei Konfessionen (Reformierte, Katholiken und Lutheraner) gleiche kirchliche Duldung zu gewähren sei, auch den Katholiken, doch "ohne Abbruch und Nachteil der Reformierten und Lutheraner" Hierauf gründeten sich in Bacharach und Kaub katholische Gemeinden.
Durch die Religionsdeklaration von 1705 wurde das Kirchengut zwischen Reformierten und Katholiken, mit komplizierten Regeln, in einem Verhältnis von 5 zu 2, neu aufgeteilt. Die Lutheraner wurden am Kirchengut nicht beteiligt. Als Folge dieser Kirchenteilung wurde den Katholiken - als den ihnen gebührenden 2/7 - der Chor der Kauber Kirche sowie die Wernerkapelle in Bacharach, zugesprochen. Die übrigen 7 Kirchen des Oberamtes fielen an die Reformierten.
Die beiden katholischen Pfarreien gehörten zum Landkapitel Boppard, Archidiakonat Karden im Erzbistum Trier. Zur katholische Pfarrei Bacharach gehörten die Orte der linken Rheinseite. Sie wurde von Kapuzinern versehen. Die Klosterkirche war gleichzeitig auch Pfarrkirche. Außerdem waren noch die Schulkapelle St. Josef und die Hospitalkapelle Heilig-Geist zu versorgen. Zur Pfarrei Kaub gehörten die Orte des Unteramtes auf der rechten Rheinseite. Diese Pfarrei wurde von Weltgeistlichen versehen. Die Katholiken von Holzfeld waren nach Hirzenach im kur-trierischen eingepfarrt.
Die lutherische Gemeinde war die kleinste der drei Konfessionen. Sie gründete sich 1716. Zur lutherischen Pfarrei Bacharach waren alle Orte des Oberamtes eingepfarrt. Die Pfarrei gehörte zur Inspektion Kreuznach.
Leider gibt es keine Aufstellung der Gemeindemitglieder der einzelnen Pfarreien. Von einigen Orten gibt es jedoch Aufstellungen, sodass sich die Größenverhältnisse erahnen lassen.
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Die Bacharacher Winzer-Trachtengruppe in den 50er Jahren
Die Bacharacher Winzer- Trachten und Tanzgruppe hatte bereits vor dem 2. Weltkrieg auf sich aufmerksam gemacht. Nicht nur als fester Bestandteil aller Winzerfeste, sondern auch als Werbeträger für unsere romantische Weinstadt. So besuchte sie anlässlich des olympischen Jahres 1936 die damalige Hauptstadt, in der die Spiele durchgeführt wurden. In einem kulturellen Rahmenprogramm unter dem Titel „Tanz der Völker“ hatten schon damals Bacharacher Mädels und Burschen vor Ort ihren großen und erfolgreichen Auftritt.
Als nach dem Krieg wieder erste Winzerfeste – zunächst klein und bescheiden – gefeiert wurden, prägten drei über die Zeit geretteten Elemente die Umzüge: Voran der Herold der Stadt Bacharach, dann die Winzertrachtengruppe und zum krönenden Abschluss der Bacchus auf seinem großen Fass.
Junge Bacharacher, die aus dem Krieg zurückgekehrt waren und unverheiratete Mädels der gleichen Altersgruppe, boten die bereits vor dem Krieg einstudierten Tänze: Den „Windmüller“, den „Kronenwirt“ und den „Bacharacher“. Den letzteren beendete das Lied aus der Operette „Wenn die kleinen Veilchen blühen“ wonach man im „Alten Haus“ unter’m Rebendach sitzend bei einer Flasche Wein Bacharach und den Rhein doppelt sieht.
Als nach der Währungsreform der Fremdenverkehr wieder stark zunahm, wurden die Winzerfeste wieder mit größeren Festumzügen ausgestaltet. Die Winzer-Trachtengruppe blieb in Tracht und Struktur (8 Tanzpaare, Baumträger und Mundschenk) unverändert, aber Iwan Arkoff, ein musikalisch und choreografisch versierter Schwabe, den es nach hier verschlagen hatte, gab den Tänzen ein völlig neues Gepräge.
Es gab schon kleinere Auswärtsauftritte an der Mosel und in Bad Ems. Höhepunkt dieser Zeit aber war eine mehrtägige Fahrt nach Freiburg i. Br. aus Anlass einer großen Veranstaltung der „Deutschen Weinwerbung“. Im Rahmen eines Festabends wurde die neue deutsche Weinkönigin 1952/53 gewählt. Die Gruppe tanzte und bildete ein Spalier um die Kandidatinnen. Während der Tänze der Winzergruppe wurde das Festorchester von Iwan Arkoff dirigiert. Gewählt wurde Elisabeth Huber aus Neuweier (Baden).
Auf Initiative von Gruppenmitgliedern wurde in dieser Zeit ein großes internationales Trachtentreffen veranstaltet, zu dem Trachten aus England, Schweden, den Niederlanden und aus Deutschland in einem Festzug und einer Abendveranstaltung im Bacchuskeller zu sehen waren.
Auch damals sparte die Stadt und wollte 1951 auf das Tanzpodium auf dem Marktplatz verzichten. Da bauten die Gruppenmitglieder diese Bühne einfach selbst und wurden nach Fertigstellung von Herrn Schulten aus Velbert, einem häufigen Gast in Bacharach, zu einem Umtrunk im „Altkölnischen“ eingeladen, wofür er dem Vernehmen nach eintausend Mark geblecht haben soll.
Die Gruppe und einzelne ihrer Mitglieder lieferten immer wieder Motive für Fotografen aus verschiedenen Ländern. Diese Fotos waren in vielen Zeitschriften und Illustrierten zu sehen und eines zierte auch das Etikett eines Bacharacher Winzers, der sich zuvor auch schon für das Winzerfest u. a. als Herold verdient gemacht hatte