Heimatblatt Nr. 27

Titelbild

Lohmühle des Gerbers und Lederfabrikanten

Inhaltsverzeichnis

  • Leder aus Bacharach
  • Die Felle davonschwimmen sehen
  • Viertälernachrichten - Es stand in der Zeitung 1965
  • Meine Lebensgeschichte - von Rosemarie Larisch
  • Noah und der Wein
  • Gründung des Ortes Pilger - Nebraska
  • Gemeindestreit um die Mündung des Heimbachs
  • Vier Bacharacher Bürgermeister
  • Das Große Viertälersiegel
  • Bacharach - 650 Jahre Stadt
  • Die Pfarrkirche von Niederheimbach   Leseprobe
  • Männergesangverein Manubach 1824
  • Die Seilerbahn in Bacharach

Leseprobe

Leseprobe  Die Pfarrkirche von Niederheimbach

Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt von Niederheimbach hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Nicht weniger als fünf Mal erhielt sie zum Teil eine komplette Neugestaltung in Bau- und Innenausrichtung. Sie zeigt Spuren der wechselvollen Geschichte der Bau- und Handwerkskunst der vergangenen 700 Jahre. So führt die Kirche als stumme Zeugin durch die Jahrhunderte.

Niederheimbach wird 983 erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1135 war der Ort im Besitz der Benediktinerabtei Cornelimünster. Diese verkaufte am 6. September 1270 Niederheimbach an das Mainzer Domkapitel und an Maria ad Gradus zu Mainz. Auch die Zisterzienserabtei Altenberg hatte bereits Güterbesitz im Heimbachtal. Im Jahre 1665 verzichtete das Mariagradenstift auf seine Rechte (1/3) in Niederheimbach. Damit war Niederheimbach bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in den Händen der Mainzer Domherren.

Ein genaues Datum, wann mit dem ersten Kirchenbau begonnen wurde, ist nicht belegt. Fest steht jedoch, dass während des Besitztums der Abtei Cornelimünster der Kirchturm errichtet wurde. Der erste Bau war im Vergleich zur heutigen Größe der Kirche ein sehr kleines Gotteshaus, genügte, gemessen an der Zahl der Bewohner, jedoch vollkommen. Der im damals üblichen romanischen Baustil errichtete mächtige Turm beschützte und beherbergte zum Teil die kleine Dorfkirche, denn die Turmhalle (5 x 5 m) diente als Chorraum. Zu beiden Seiten des Chorraumes befand sich je eine Seitenkapelle. An die Turmhalle wurde ein Langhaus quer zur Fließrichtung des Rheines angebaut. Das Langhaus war ebenso wie der Turm aus Stein errichtet und bot mit seinen Maßen von ca. 12 mal 3 Meter etwa 300 Personen Platz. Kirchenpatron war der heilige Bischof Nikolaus.

Der wachsende Wohlstand sowohl der geistlichen als auch der weltlichen Herrschaft und der Bevölkerung machen in den kommenden Jahrhunderten das Leben angenehm. Die stark angewachsene Bevölkerung gab Anlass über einen Erweiterungsbau nachzudenken, der dann um 1515 begonnen wurde. Das Gebäude wurde im Stile der Gotik, und zwar in einfacher aber handwerklich höchster Ausführung erweitert. Für die Erweiterung wurde die nordwestliche Seitenmauer abgebrochen und um 4,80 Meter nach außen versetzt. Die Kirche erhielt so ein zweites Kirchenschiff. Man vermutet, dass der in Spitzbogenform überwölbte Kirchenraum auf Säulen ruhte. Der Hauptaltar rückte vor die Turmhalle an die Turmwand, so dass die beiden Seitenaltäre sich nunmehr hinter dem Hochaltar befanden. Der eine in der Turmhalle, der andere im neuen Kirchenschiff.

In dieser allgemeinen Blütezeit erhielt die Kirche eine in bester Handwerkskunst ausgeführte Ausstattung.

Im Jahr 1516 ließ das Domkapitel von Mainz an die Rheinseite des Turmes eine Sakristei anbauen. Sie hat zwei Gewölbejoche und zwei gotische Doppelfenster. Der Schlussstein eines Gewölbejoches zeigt das Wappen des Domstiftes sowie die Umschrift "Anno Domini MCCCCCXVI". Diese ehemalige Sakristei ist heute die Muttergotteskapelle und beherbergt das wohl Wertvollste der gesamten Kirche: das Gnadenbild der Gottesmutter mit dem Kinde, eine Holzschnitzarbeit aus dem 13. Jahrhundert. Diese Figur hat alle Kriege und Feuerstürme wie durch ein Wunder fast unbeschadet überstanden. Eine weitere, kunstvoll gearbeitete, gotische Steinmetzarbeit wurde in der Zeit des ersten Anbaus angefertigt, und zwar die an der Außenwand angebrachte, heute noch ...