Heimatblatt Nr. 26

Titelbild

Bootshaus des Bacharacher Rudervereins von 1884

Inhaltsverzeichnis

  • Erinnerungen an Fritz Bastian
  • Viertälernachrichten - Es stand in der Zeitung 1931/1933
  • "Die Nordkurve" des Bacharacher Sportplatzes 1958
  • Die Erzbischöfe von Köln und ihre Verbindung zu Bacharach
  • "Heilesen Werth" - Woher hat die Bacharacher Insel ihren Namen
  • 500 Jahre Weinbau der Familien Heidrich
  • Wasserbauinspektor Johann Thiry   Leseprobe
  • Bacharacher Darlehenskassen-Verein
  • Die Brücken des Rheins
  • Die Geschichte des Turnverein Manubach 1905 e.V.   Leseprobe
  • Winzberg - 40 Jahre St.-Georgs-Kapelle

Leseprobe

Leseprobe  Wasserbauinspektor Johann Thiry

Johann Thiry wurde am 23. 06. 1871 in Neunkirchen im Saarland geboren und heiratete 1901 in Konz seine Ehefrau Gertrud, Mädchenname Lorth, geboren am 26. 02. 1876 in Könen bei Konz. Johann Thiry erlernte in Koblenz den Beruf des "Strombauers" und war zunächst Angehöriger des Preußischen Rheinstrombaus in Koblenz, danach in Wesel am Niederrhein und schließlich ab 1918 in Bacharach. In Bacharach bewohnte er das Haus Langstraße 36 an der Stadtmauer, damals eine Dienstwohnung der "Rheinstrombauverwaltung" des Königlich Preußischen Staates.
Johann Thiry nahm am I. Weltkrieg als Soldat und Brückenbauer bei den Pionieren teil. Als Kriegsheimkehrer stand er Ende 1918 in Uniform als Feldwebelleutnant auf der rechten Rheinseite gegenüber von Bacharach. Von dort holten ihn Sohn Johannes und Nachbar Herrmann Heep mit einem Nachen ab.
Johann Thiry wirkte in Bacharach als Wasserbauinspektor von 1918 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1936. Regional war er zuständig für die nicht ungefährliche Rheinstrecke zwischen Rüdesheim und der Loreley. Mit dem Dienstschiff und Steuermann Martin Mades aus Rheindiebach fuhr er diesen Streckenbereich ab, war aber auch viel zu Fuß unterwegs zur Kontrolle beider Rheinufer. In seinem Team standen ihm Vorarbeiter und fünf Bauarbeiter zur Verfügung, die nach seinen Anweisungen die Rheinstrecke und die Uferbefestigungen in Ordnung hielten oder Bojen aussetzten.
Im Winter kontrollierte er Tag und Nacht die Eisgänge auf dem Rhein. Unter seiner Regie wurden die Eisgänge wieder freigesprengt, damit sich das Wasser nicht stauen und Städte überfluten konnte. Tochter Magdalena erinnert sich, dass sie einige Male den Hebel zum Auslösen der Eissprengung habe betätigen dürfen.
Johann und Gertrud Thiry hatten 6 Kinder. Am Dienstort Koblenz wurden 1905 Gertrud (Trudel), 1907 Johannes (Hans) und 1909 Katharina (Tini) geboren. Während seiner Dienstzeit in Wesel kamen 1912 Joseph (Jupp) und 1914 Magdalena (Magda) zur Welt. Lediglich das jüngste Kind Nikolaus (Klaus) wurde 1919 in Bacharach geboren. Alle 6 Kinder waren musikalisch und konnten Klavier spielen, Joseph und Nikolaus zusätzlich Geige und Guitarre und Katharina die Zither. Gertrud war die Pianistin der Familie. Gemeinsam mit Freunden aus Bacharach wurden rheinische Lieder und Volkslieder im Elternhause gesungen.
Tochter Gertrud arbeitete auf Grund ihrer Fremdsprachenkenntnisse im Büro der Weingroßhandlung Wasum in Bacharach. Sie heiratete 1934 und verzog im gleichen Jahr nach Köln. Sohn Johannes war einer der besten Turner seiner Zeit in Bacharach und errang bei Sportwettkämpfen viele Preise. Johannes studierte Elektrotechnik in Bingen, wohnte ab 1928 in Berlin und wurde Oberingenieur bei Siemens. Während des zweiten Weltkrieges wirkte er am Raketenprojekt von Wernher von Braun in Peenemünde mit.
Wie Wernher von Braun wurde auch Johannes durch hohe US-Offiziere für die USA geworben, wo er für die NASA als Entwicklungsingenieur arbeitete und zuletzt für eine Medizinfirma berufstätig war.