Heimatblatt Nr. 26
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Inhaltsverzeichnis
Leseprobe
Wasserbauinspektor Johann Thiry
Johann Thiry wurde am 23. 06. 1871 in Neunkirchen
im Saarland geboren und heiratete 1901 in
Konz seine Ehefrau Gertrud, Mädchenname Lorth,
geboren am 26. 02. 1876 in Könen bei Konz.
Johann Thiry erlernte in Koblenz den Beruf des
"Strombauers" und war zunächst Angehöriger des
Preußischen Rheinstrombaus in Koblenz, danach
in Wesel am Niederrhein und schließlich ab 1918
in Bacharach. In Bacharach bewohnte er das Haus
Langstraße 36 an der Stadtmauer, damals eine
Dienstwohnung der "Rheinstrombauverwaltung"
des Königlich Preußischen Staates.
Johann Thiry nahm am I. Weltkrieg als Soldat
und Brückenbauer bei den Pionieren teil. Als
Kriegsheimkehrer stand er Ende 1918 in Uniform
als Feldwebelleutnant auf der rechten Rheinseite
gegenüber von Bacharach. Von dort holten ihn
Sohn Johannes und Nachbar Herrmann Heep mit
einem Nachen ab.
Johann Thiry wirkte in Bacharach als Wasserbauinspektor
von 1918 bis zu seiner Pensionierung im
Jahre 1936. Regional war er zuständig für die nicht
ungefährliche Rheinstrecke zwischen Rüdesheim
und der Loreley. Mit dem Dienstschiff und Steuermann
Martin Mades aus Rheindiebach fuhr er
diesen Streckenbereich ab, war aber auch viel zu
Fuß unterwegs zur Kontrolle beider Rheinufer. In
seinem Team standen ihm Vorarbeiter und fünf
Bauarbeiter zur Verfügung, die
nach seinen Anweisungen die
Rheinstrecke und die Uferbefestigungen
in Ordnung hielten
oder Bojen aussetzten.
Im Winter kontrollierte er Tag
und Nacht die Eisgänge auf dem
Rhein. Unter seiner Regie wurden
die Eisgänge wieder freigesprengt,
damit sich das Wasser
nicht stauen und Städte überfluten
konnte. Tochter Magdalena
erinnert sich, dass sie einige
Male den Hebel zum Auslösen
der Eissprengung habe betätigen
dürfen.
Johann und Gertrud Thiry hatten
6 Kinder. Am Dienstort
Koblenz wurden 1905 Gertrud
(Trudel), 1907 Johannes (Hans)
und 1909 Katharina (Tini) geboren.
Während seiner Dienstzeit
in Wesel kamen 1912 Joseph
(Jupp) und 1914 Magdalena
(Magda) zur Welt. Lediglich das jüngste Kind
Nikolaus (Klaus) wurde 1919 in Bacharach geboren.
Alle 6 Kinder waren musikalisch und konnten
Klavier spielen, Joseph und Nikolaus zusätzlich
Geige und Guitarre und Katharina die Zither.
Gertrud war die Pianistin der Familie. Gemeinsam
mit Freunden aus Bacharach wurden rheinische
Lieder und Volkslieder im Elternhause gesungen.
Tochter Gertrud arbeitete auf Grund ihrer
Fremdsprachenkenntnisse im Büro der Weingroßhandlung
Wasum in Bacharach. Sie heiratete 1934
und verzog im gleichen Jahr nach Köln. Sohn
Johannes war einer der besten Turner seiner Zeit
in Bacharach und errang bei Sportwettkämpfen
viele Preise. Johannes studierte Elektrotechnik in
Bingen, wohnte ab 1928 in Berlin und wurde
Oberingenieur bei Siemens. Während des zweiten
Weltkrieges wirkte er am Raketenprojekt von
Wernher von Braun in Peenemünde mit.
Wie Wernher von Braun wurde auch Johannes
durch hohe US-Offiziere für die USA geworben,
wo er für die NASA als Entwicklungsingenieur
arbeitete und zuletzt für eine Medizinfirma berufstätig
war.