Schriften

Weinzunft Bacchus Zechgesellschaft anno 1328 zu Bacharach und Steeg

Autor :

Walter Zahn

Herausgeber und Verleger:

Verein für die Geschichte der Stadt Bacharach und der Viertäler e. V.

Reproduktion und Layout:

Horst Stimmann, Bacharach

Druck:

Print-Service Listl, 55411 Bingen-Büdesheim

Erschienen

2010

IBSN

ISBN 978-3-928022-09-5

Seiten

72

Preis:

2,50 EUR

Inhaltsverzeichnis

  • Vorwort Leseprobe
  • Weinbau am Mittelrhein
  • Ursprung der Zechgesellschaften des Viertälergebietes
  • Bacharacher Zechgesellschaft
  • Verpachtungsurkunde von 1328
  • Verpachtungsurkunde von 1610
  • Verpachtungsurkunde von 1640
  • Die deutschen Weine (Gedicht von 1623)
  • Besitz und Einkommen der Zechgesellschaft Bacharach
  • Ordnung der Zechgesellschaft Bacharach von 1550
  • Auflösung der Zechgesellschaft Bacharach
  • Zechgesellschaft Steeg
  • Trinkstubengesellschaft Steeg
  • Ordnung der Trinkstubengesellschaft
  • Zechgesellschaft Manubach
  • Weinzunft Bacchus - Zechgesellschaft zu Bacharach und Steeg - Ein Neubeginn -
  • Ordnung
  • Die "neue" Weinzunft Bacchus
  • Johannis- und Martiniproben Leseprobe
  • Der Münzturm als Zunftturm
  • Die Turmrunde
  • Die Zunftmeister
  • Chronik der Innensanierung 2003/2006

Leseprobe

Vorwort

Schon vor etwa eintausend Jahren wurde in Bacharach und dem Viertälergebiet mit dem Anbau der Weinrebe begonnen. Wie wir aus späteren Aufzeichnungen ersehen, wurde vor allem von den hier begüterten adligen Familien und auch mehreren kirchlichen Institutionen in eigenen Wirtschaftshöfen der Weinbau betrieben oder gegen die Abgabe eines Teils der Ernte an Winzer verpachtet. Im Jahr 1690 wurde im gesamten Viertälergebiet auf ca. 541 Morgen Land Wein angebaut. Davon entfielen auf adlige Güter etwa 109 Morgen. Die Kirche war mit 225 Morgen der größte Weinbergsbesitzer. Kurpfalz hatte 41 Morgen und das Bacharacher Hospital ließ 20 Morgen Weinberge bearbeiten. Die restlichen 146 Morgen waren freies Eigentum und im Besitz der ansässigen Winzer. Ein ähnliches Verhältnis dürfte auch schon zu Beginn des Weinbaus im Mittelalter vorgelegen haben, so dass in den Anfängen - allein schon wegen der hohen Kosten, die bei der Anlage eines Weinbergs aufzuwenden waren - vor allem die verschiedenen kirchlichen Institutionen und Adelshäuser hierzu in der Lage waren.

In diese Zeit ist auch die Entstehung der kulturhistorisch einmaligen "Zechgesellschaften" in Bacharach, Steeg und Manubach anzusiedeln, wobei wohl mehrere Grundeigentümer Land in diese Gesellschaften einbrachten, das man dann gegen Abgabe einer festgelegten Erntemenge an so genannte Bauleute verpachtete. Urkunden aus der Gründungsphase liegen nicht vor. Auch spätere Zechbürgen konnten über Sinn und Zweck, der zur Gründung der Gesellschaft führte, nichts aussagen, so dass uns die Bestimmung dieser Vereinigung bis heute verborgen bleibt. Erstmals genannt wird die Gesellschaft in einer Verpachtungsurkunde zweier Weinberge aus dem Jahr 1328, ohne die Zweckbestimmung zu benennen.

Mehrere Beiträge befassten sich schon mit diesen Zechgesellschaften des Viertälergebietes.

Vor allem im Rheinischen Antiquarius sind Angaben aus den vorhandenen Quellen abgedruckt. Auch Karl Theile, Erminia Jeiter, Carl Linz, Friedrich Ludwig Wagner sowie Karl-Ernst Linz befassten sich mit dem Thema und Dietmar Dörner, der ehemalige Archivar der Weinzunft Bacchus, brachte hierzu die kleine Schrift " und Bacchus lebt - Geschichte der Zech- und Trinkstubengesellschaften der Viertäler" heraus. Da diese vom Geschichtsverein herausgebrachte Broschüre mittlerweile vergriffen ist und die Weinzunft Bacchus in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, bringt der Verein für die Geschichte der Stadt Bacharach und der Viertäler eine neue Ausgabe zu den mittelalterlichen Zechgesellschaften und der diesen alten Traditionen verpflichteten Weinzunft Bacchus - Zechgesellschaft zu Bacharach und Steeg in seiner "Kleinen Schriftenreihe" heraus.

Walter Zahn

Johannis- und Martiniproben

Die in der Satzung oder Ordnung festgeschriebene Verpflichtung, jedes Jahr vor Johanni (24. Juni) mit allen Zechbürgen, Zunftgenossen und natürlich auch weiteren, willkommenen Gästen zu einem feierlichen Trunk zusammen zu kommen, war eine jährlich wiederkehrende Herausforderung an die Weinzunft. Von Anfang an hatte gerade die Johannisprobe eine ungemein große Außenwirkung. Der Ort der Weinprobe, das Rahmenprogramm und die dargebotenen Weine mussten aufeinander abgestimmt sein.

Hervorzuheben aus der Vielzahl der Proben ist unter anderem die im Jahr 1976 in der Mittelrheinhalle durchgeführte Weinprobe mit Delegationen aus den Partnerstädten Overijse und Santenay und einer Abordnung der Ambassadoren-Weinfreunde aus dem schweizerischen Solothurn.

Neuland betrat die Weinzunft, als sie 1982 die Johannisweinprobe erstmals im Keller des Zechbürgen Jochen Ratzenberger durchführte. Im festlich hergerichteten eindrucksvollen Kellergewölbe standen bei Kerzenschein Rheinweine vom Alpenrand bis zum Mittelrhein zur Probe an, die begleitet wurde von Bildern und Lesungen rund um den Rhein. Im Jahr darauf, 1983, konnten die Weinfreunde in der Weinkellerei des Zechbürgen Wilhelm Wasum auserlesene Weine aus der Mittelrheinregion genießen.

Die 1991 in der Steeger Weinstube stattgefundene Weinprobe bot mit dem "Gang ins Cabinett" eine Rückschau auf die letzten 16 Jahrgänge von 1975 bis 1990.

Schon im nächsten Jahr (1992) erwarteten die Teilnehmer der Johannisweinprobe auf der Burg Stahleck hoch über Bacharach unvergessliche Stunden. Schon beim Begrüßungstrunk im Burghof konnte man bei herrlichem Wetter den Blick ins Rheintal genießen, eine wundervolle Einstimmung auf die folgende Weinprobe im Rittersaal, die auch von der Mittelrheinweinkönigin Ute Frickhofen aus Niederheimbach und ihrer Weinprinzessin Sabine Jost aus Bacharach beehrt wurde.

Ein weiterer Höhepunkt der Johannisweinproben war 1994 die unter dem Motto "Sommernacht am Rhein" stehende Veranstaltung am spitzen Turm in den Weinbergen des Bacharacher Posten. Inspiriert wurden die Zechbürgen zu dieser Freiluftveranstaltung durch das bekannte Gemälde von Christian Böttcher aus dem Jahr 1862, in dem der Künstler das Panorama der Stadt Bacharach und fröhlich feiernde Menschen vor dem Hintergrund der romantischen, abendlichen Rheinlandschaft dargestellt hat. Umgeben von Reben, mit Rundblick auf Stadt, Rhein, Wernerkapelle und die Burg Stahleck, war dies bei herrlichem Sommerwetter und beeindruckendem Panorama ein stimmungsvoller Ort für solch eine Weinprobe.

2008 fand die Johannisweinprobe am Wahrzeichen Bacharachs, der Wernerkapelle, bei schönem Wetter unter freiem Himmel statt.

Einen unvergleichlichen Rahmen gab der Veranstaltung das in der Kapelle installierte rote Fenster des Künstlers Karl Martin Hartmann: "Das Fenster - Zeichen der Toleranz". Auf dem 16 Meter hohen spitzbogigen Fenster, das sich aus 53 Glaselementen zusammensetzte, waren 16 Scheiben mit Heinrich Heines "Rabbi von Bacharach" bedruckt. Mit von der Partie war auch die Mittelrhein-Weinkönigin Christina Wagner aus Koblenz.

Auch die so genannte Martiniprobe soll laut Satzung jeweils am dritten Samstag nach Martini (11. November) stattfinden. Da sich die Probe der neuen Weine im November meist etwas schwierig gestaltet, ist man dazu übergegangen, diese im folgenden Frühjahr durchzuführen, der Probentermin im November widmet sich nun den Weinbaugebieten im In- und Ausland.

Meist im Rathaussaal oder im Zunftturm abgehalten, steht während der Frühjahrsprobe im März traditionell der kurz zuvor geerntete neue Jahrgang im Mittelpunkt des Interesses. Die Probe vermittelt sowohl den Winzern als auch den Weinfreunden erste Erkenntnisse über die Entwicklung und die Qualität des neuen Weinjahrgangs.