Heimatblatt Nr. 43
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Inhaltsverzeichnis
Leseprobe
Ein pietistischer Theologe, Pädagoge und Schriftsteller aus Oberdiebach schreibt einen Bestseller
[Autor/in: Gerd Laudert]
Johann Henrich Reitz wurde am 24. Juni 1655 in Oberdiebach geboren und verlebte hier elf Jahre seiner Kindheit. Der Vater, Adam Reitz, wirkte 1652 zunächst als Lehrer und ab 1653 für etwa dreizehn Jahre als Pfarrer (und als Ratsherr) in Oberdiebach.
1666 übernahm Adam Reitz das Pfarramt in Oberingelheim, doch noch im selben Jahr verstarb er, vermutlich an der Pest, im Oktober 1666 - und mitten in einer Predigt: ,,Adam was struckdown while preaching, on October 11th, 1666. He was buried in the church ... "so kann man es auf der Website eines heute in Canada lebenden Nachfahren lesen; dort wird die Geschichte der (weit-) weit verzweigten Reitz-Familie ausführlich dokumentiert.
Der in Oberdiebach in einer kinderreichen Familie aufgewachsene Johann Henrich Reitz wurde -vornehmlich unter Fachleuten der Kirchen - und der Literaturgeschichte des 17./18. Jahrhunderts - bekannt als ein pietistischer Theologe, Pädagoge und Schriftsteller. Ein wechselvoller Lebensweg führte Reitz nach Studienjahren in Heidelberg, Leiden (Holland) und Bremen und nach einer Hauslehrertätigkeit in Frankfurt zunächst nach Frankenthal, wo er Rektor der dortigen Lateinschule wurde. ln dieser Zeit besuchte er auch die pietistischen Zusammenkünfte ("collegia pietatis") Philipp Jakob Speners, der als Begründer des lutherischen Pietismus gilt.
Daneben hatte er- in Leiden und später (1678/79) in der St.Martini- Gemeinde in Bremen - den pietistischen Prediger Theodor Undereyk kennen gelernt, den Begründer des reformierten Pietismus. (Zu den Reformierten gehörten auch zwei vor allem als Kirchenlied-Dichter berühmt gewordene Pietisten: Gerhard Tersteegen und Joachim Neander.)
Seine erste Pfarrstelle erhielt Reitz 1681 in Freinsheim, musste aber 1689 wegen der französischen Invasion ( d. h. im Pfälzischen Erbfolgekrieg) fliehen. Viele weitere und wiederum oft nur kurzfristige Lebens- und Berufsstationen folgten: Ab 1689 war Reitz Inspektor in Ladenburg, ab 1693 Pfarrer in Aßlar, ab 1695 Pfarrer und Inspektor in Braunfels. Kurzfristig waren diese Stationen vor allem deshalb, weil sich Reitz oft in einem Gegensatz zum kirchlichen Mainstream seiner Zeit befand und daher von der "Orthodoxie", d.h. der offiziellen, vorwiegend lutherisch geprägten Kirche, zunehmend in die Nähe so genannter "Schwärmer" und "Separatisten" gerückt wurde.
1697 wurde er sogar seines Amtes enthoben, weil er sich mit dem mystisch-spiritualistischen Separatisten Balthasar Klopfer verbunden hatte. Seit dieser Amtsenthebung durch die kirchliche Obrigkeit hatte Reitz kein Pfarramt mehr inne, er lebte stattdessen als freier Schriftsteller und Pädagoge an wechselnden Orten (so etwa 1703/04 als Rektor der reformierten Lateinschule in Siegen) und zuletzt in Wesel am Niederrhein, wo er 1709 eine Privatschule eröffnete, die Schüler auf den Besuch einer Universität vorbereitete, und wo er, als Pädagoge hoch geachtet, 1720 starb. Zusammen mit Gottfried Arnold, der mit seiner bahnbrechenden "Unparteiische(n) Kirchen- und Ketzerhistorie" (1699/1700) zum Wegbereiter einer kritischen kirchengeschichtlichen Forschung wurde, zählt neben einigen weiteren auch Johann Henrich Reitz zu den Vertretern eines kirchenkritischen "radikalen Pietismus".
Reitz' Hauptwerk ist die "Historie der Wiedergebohmen", eine umfangreiche Sammlung von kurzen Lebensbeschreibungen "wiedergeborener", d.h. im radikalpietistischen Sinne durch ein besonderes Bekehrungserlebnis gläubig gewordener Männerund Frauen. Die ersten drei Bände der "Historie" erschienen 1698-1701, zwei weitere 1716/17; der siebte und letzte Band erschien erst nach Reitz' Tod, 1745. (Weitere Schriften von Reitz sind u.a. eine Übersetzung des Neuen Testamentes und das katechismusähnliche Lehr- und Erbauungsbuch "Der geöffnete Himmel".
Vaterländischer Frauen-Verein Bacharach
[Autor/in: Walter Zahn]
Im November 2011 kam das Protokollbuch eines alten, nicht mehr existierenden, Bacharaeher Vereins wieder nach Bacharach zurück. Der Urbarer Bürgermeister Kari-Josef Perscheid übergab an den Stadtbürgermeister von Bacharach das "Protokoll buch des Vaterländischen FrauenVereins für Bacharach und Umgebung". Bürgermeister Kochskämper wiederum gab das Protokollbuch im Februar 2012 zur Archivierung und Aufarbeitung an den Geschichtsverein Bacharach weiter.
Während des Deutschen Krieges von 1866 entstanden zahlreiche Frauenhilfsvereine. Am 11. November 1866, dem Tag der Siegesfeier in Berlin, gründete die preußische Königin Augusta im Beisein von Jean-Henri Dunant, der sich aufgrundseiner Erlebnisse bei der Schlacht von Solferino am 24. Juni 1859 für die Gründung von Hilfsvereinen für die Opfer auf den Schlachtfeldern einsetzte, den Vaterländischen Frauenverein, der unter dem Schutz des Roten Kreuzes stehen und auch bei "allgemeinen und örtlichen Landeskalamitäten" zur Hilfe bereitstehen sollte.
Die in der Folgezeit gegründeten Vereine sahen ihre Tätigkeit sowohl in der Kriegsopfer- und Katastrophenhilfe, wie auch in der Förderung der Krankenpflege und der Armenhilfe. Der erste Verein dieser Art in unserer Region war der 1867 gegründete Vaterländische Frauenverein Koblenz. Erst 25 Jahre später wurde 1892 auch in Bacharach ein Vaterländischer Frauen-Verein für Bacharach und Umgebung gegründet.
Auf Einladung des Bacharaeher Bürgermeisters hatten sich am 15. Oktober 1892 etliche Damen aus Bacharach und Umgegend zusammengefunden. Bürgermeister Focke verlas denAnwesenden ein Schreiben des Landrates, in dem die Bildung eines Zweigvereins des Vaterländischen Frauenvereins für Bacharach und Umgebung angeregt wurde. Nach regem Gedankenaustausch und der Durchsicht eines beigefügten Statutenentwurfs, sprachen sich die Anwesenden einstimmig für die Gründung eines solchen Vereins aus und erklärten geschlossen ihren Beitritt.
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Foto
Kommunion Bacharach 1951 (Bild: Jürgen Ganns)
Pastor Eberhard
Rosemarie Mühlbäumer, Adelheid Herter, Heinz Bastian, Wilma Geuß, Günter Weber
Fritz Kober, Jürgen Ganns, Hans-Jürgen Franken