Buch

Oberdiebacher Weinchronik

Autor :

Friedrich Kutscher
bearbeitet von Karl-Richard Mades

Herausgeber und Verleger:

Verein für die Geschichte der Stadt Bacharach und der Viertäler e. V.
und
W. O. von Horn-Museum, Manubach

Reproduktion und Layout:

Karl-Richard Mades, 55413 Manubach

Druck:

PSL Printservice Listl, 55411 Bingen

Erschienen

2006

ISBN

3-928022-79-2

Seiten

116

Preis:

5,50 EUR

Inhaltsverzeichnis

  • Vorwort Leseprobe
  • Die frühesten Anfänge des Weinbaus
  • Einige Weinsagen vom Mittelrhein
  • Der Weinbau zur Zeit des Mittelalters
  • Was unser Wirt vom Bacharacher Weinmarkt erzählt
  • Wie W. O. von Horn den Bacharacher Weinmarkt sah
  • Begüterte adelige Herren in Oberdiebach
  • Adelige Güter in Manubach
  • Der Bischofs-Hubwein von Oberdiebach Leseprobe
  • Der Oberdiebacher Feuerwein Leseprobe
  • Zech- und Trinkstuben-Gesellschaften
  • Die Imbse
  • Die Küferzunft
  • Die Oberdiebacher Weinschröter
  • Über das Weinschroten in Manubach
  • Manubacher Utsch
  • Was das Hausbuch des Müllers Stüber berichtet
  • Weinjahre von 1820 bis 1845 (nach O. W. von Horn)
  • So war das Wetter in Bacharach vor hundert Jahren
  • Herbstmanale
  • Aus alten Zeiten - vom alten Wein
  • Gute Weinjahre von 1800 bis 1900
  • Aus einem alten Weinbüchlein (zur Weinverbesserung)
  • Das Viertälergebiet in der Dichtung
  • Oberdiebacher Winzerverein 1898 Leseprobe
  • Winzerverein Fürstenberg, gegr. 1936
  • Kleines Weinkenner-Lexikon
  • Gute und schlechte Weinjahre
  • Die "zwölf Nächte" kommen
  • Das Fest der deutschen Traube und des deutschen Weines
  • Weinlesefest der Viertäler
  • Frostabwehr im Weinbau
  • Winzerregeln
  • Anhang. Alte Maßeinheiten, alte Münzen

Leseprobe

  Leseprobe  Vorwort

"Guter Wein hat diesen Lohn,
das man redet lang davon"

Goldene Worte
"Wer die Heimat nicht versteht, die er siehet
wie will er die Fremde verstehen, die er nicht siehet"

Friedrich Kutscher, mein Großvater (*1873 in Remmsweiler †1943 in Oberdiebach), war Lehrer in Manubach von 1893 bis 1921, dann in Oberdiebach von 1921 bis zu seiner Pensionierung 1935. Er beschäftigte sich mit vielen heimatgeschichtlichen Themen. Diese findet man in seinen handschriftlichen Chroniken wieder. So schrieb er in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Familienchronik, eine Dorfchronik, Bauern- und Winzerregeln, eine Weihchronik und Kriegeserlebnisse aus dem ersten Weltkrief nieder.

Die hier vorliegende Weinchronik erschien mir interessant, veröffentlicht zu werden. Sie enthält viele Informationen über die Geschichte des Weines, des Weinbaus allgemein und auch über die regionale und örtliche Weinbaugeschichte.

Die Formulierungen meines Großvaters sind teilweise etwas ungewöhnlich, seiner Zeit entsprechend, jedoch habe ich sie bewusst nicht aktualisiert - die Chronik würde etwas von ihrem Charme verlieren. Auch die Aufteilung habe ich nicht verändert, obwohl sie manchmal etwas unlogisch ist, nicht immer nach Sachgebieten geordnet. Ich fand, ich sollte sie so lassen, wie sie mein Großvater von Hand und fehlerfrei in Sütterlin geschrieben hat. JEdoch habe ich ein Inhaltsverzeichnis und einen Anhang eingefügt.

Die Bilder und Fotos sind der Originalchronik entnommen, darum - aufgrund des Alters - teilweise etwas unscharf.
Auch gibt Friedrich Kutscher leider nicht immer seine Informationsquellen an, was vielleicht den Heimatforscher stört, aber den Wert der Chronik kaum schmälert

Ich danke Walter Zahn, Oberdiebach, für seine wertvolle Unterstützung und die Korrekturlesung des Buches!

Nun wünsche ich viel Vergnügen bei der Lektüre!

Karl-Richard Mades, Manubach, März 2006

  Leseprobe  Der Bischofs-Hubwein von Oberdiebach

Johann Kaspar von Sponheimb, der als Burggraf auf Stahleck wohnte, soll dem Erzbischof von Köln alljährlich 2 Fuder Hubwein liefern und einen Söldner stellen. Den Söldner will er wohl stellen, aber seinen würzigen Tafelwein abliefern? Dagegen bäumt sich sein ganzes Inneres auf. Um das zornwallende Blut zu kühlen, greift er zu Bogen und Pfeil. Auf der Schattenseite, da wo das Tal und des Baches Lauf sich trennen vom sonnigen Rebenhang, will er das flüchtige Wild erjagen. Aber Rehbock und Hahn zogen sich ins Dickicht zurück und ermüdet vom vergeblichen Steigen legt der Sponheimer sich zur Ruhe nieder.

Im Traum kommt ihm die Erkenntnis, daß des Lebens Schicksal immer sei: "Der Schwache muß dem Starken gehorchen!" Und als er erwacht und den steilen Schieferrücken gegenüber erschaut, da kämpft er seinen Grimm nieder: "Der Hubwein sei euer, ihr Herrn!" Da schaut er vor sich den Hang gegen Morgen: "Du Klasse der Klassen - Klasten - sollst nun mein Zeugenfreund sein", ruft er getröstet aus. Und weil er so gut geruhet, nannte er den Hang gegen Abend "Im Ruhen".

"Klasten" und "Bischofs-Hub" sind bis heute noch des Diebacher Tales höchster Stolz.

  Leseprobe  Der Oberdiebacher Feuerwein

Leider findet man über die Herstellung dieser Weine keine schriftlichen Anhaltspunkte mehr. Wie man erzählt, erbte sich die Kunst der Herstellung in den betreffenden Familien durch mündliche Überlieferung fort. Hier in Oberdiebach war es die Familie Griebel, die sich hauptsächlich mit der Herstellung des Feuerweines befaßte. Drei Feuerweinkeller sind hier noch vorhanden. Der eine Keller ist hinter der Schmiede von Ferdinand Hebel, Jakob Fahl auf dem Markte gehörig. Die Ringe an der Wand sind noch vorhanden, ebenso der Schornstein, zu welchem der Rauch hinauszog. Der andere Feuerweinkeller befand sich in dem Hause mit dem Erker (jetzt Stallung), früher Familie Kurz gehörig, jetzt Adam Zinn. ...

  Leseprobe  Oberdiebacher Winzerverein 1898

Warum und wie kam es damals zur Gründung des Winzervereins? Zur Zeit des Mittelalters befand sich der größte Teil der Weinberge in den Händen begüterter Herrschaften. Später wurden unsere Weine als "Viertälerweine" nach Herbst in Bacharach auf den Weinmärkten mit versteigert. Wichtig war es, daß der "Tälerrat" mit den einheimischen und fremden Kaufleuten den Preis der Weine abschloß, der von niemand unterboten werden durfte. Die "Täler" bildeten also schon damals eine Art Winzergenossenschaft unter der sachkundigen Leitung des "Rates" und standen sich gut dabei. Wie gestaltete sich nun der Wein- und Traubenverkauf nach der Zeit, als Bacharach aufgehört hatte, der Stapelplatz des Weines zu sein? Die Winzer, die Keller, Kelter, Fässer und auch Geld hatten, lagerten ihre Weine und verkauften sie an Wirte und Weinhändler. Alle anderen Winzer - und diese waren die Mehrzahl - waren auf den Traubenverkauf im Herbst angewiesen. Sie brauchten an Martini Geld, Der Winz um ihre Steuern, Ziele, Zinsen etc. bezahlen zu können. Sie mußten also "um jeden Preis" verkaufen. Ihre Not wurde oft ausgenutzt und dann erst recht, wenn eine reiche Weinernte zu erwarten war. Oft wurden dann die Preise sehr gedrückt, ja viele Winzer konnten ihre Ernten gar nicht los werden. Die Trauben standen tagelang in den Bottichen, fingen an zu gären und endlich war man gezwungen, den Herbstertrag für einen Schleuderpreis hinzugeben. Des Winzers Schweiß wurde nicht bezahlt, Armut und Missmut zogen in vielen Winzerfamilien ein. Ein großer Teil der Winzer verließen ihre Heimat, wanderten nach Amerika aus, um dort eine neue Lebensmöglichkeit zu finden. Sie fanden sie auch und ließen andere noch nachkommen und nicht die schlechtesten allein waren es, die ihre Heimat verließen. Sehr verständlich war es, wenn man seitens der Regierung nach einer Lösung der Traubenverwertung anderer Art suchte und kam zu der Erkenntnis, daß das Los der armen Winzer nur auf genossenschaftlichem Weg gelöst werden könnte. So war auch die Lage hier, ehe man den Winzerverein hatte. Dazu kam, daß es im Jahre 1896 eine solche Menge Trauben gab, daß allenthalben die Fässer nicht ausreichten. Für die Aiche wurden 9 Mark und weniger bezahlt. Essig war teurer als Wein! 1897 kam wieder reiche Ernte besserer Qualität und die Absatznot war wieder groß. Da taten sich die Winzer hier zusammen und gründeten den Verein mit 37 Mitgliedern, dem sie die Statuten des Winzervereins Oberwesel (gegr. 1895) zu Grunde legten. Immer größer ward die Zahl der Genossen. Man behalf sich zunächst mit gemieteten Kellern und Keltern. Als die vorhandenen Keller nicht mehr ausreichten, faßte man den großen Entschluss, ein eigenes Winzerhaus zu errichten mit ausreichenden Kellern und Kelterräumen. Am 1. Juli 1923 wurde dieser großzügige Plan in einer Generalversammlung einstimmig gutgeheißen und sofort ging es an die Ausführung des Baues. Wohl stellten sich auch hin und wieder Schwierigkeiten ein, aber der alte Rechner des Vereins, Heinrich Lieber, "Winzerlieber" genannt, überwand sie und so konnte der stolze Bau, "unser Winzerkeller" im Juni 1925 eingeweiht werden. Ein großer Teil der Baukosten wurde mit Wein bezahlt. Die Kauftraft des Geldes war eben immer mehr gesunken. Am 27. und 28. August konnte der Verein 1938 sein 4Ojähriges Bestehen feiern.