Buch
Burg Stahleck über Bacharach - Von der Stauferburg zur Jugendherberge
Autor : |
Heinrich Stüber |
Herausgeber und Verleger: |
Verein für die Geschichte der Stadt Bacharach und der Viertäler e. V. |
Reproduktion und Layout: |
Horst Stimmann, Bacharach |
Druck: |
Pretty-Print, Mainz |
Erschienen |
2004 |
ISBN |
3-928022-75-X |
Seiten |
136 |
Bilder |
183 |
Preis: |
9,80 EUR |
Inhaltsverzeichnis
Leseprobe
Entstehung der Burg
... König Konrad erhob 1142 den Grafen Hermann von Stahleck, den Gatten seiner Schwester Gertrud, zum
Pfalzgrafen mit Sitz auf der Burg Stahleck. Als Pfalzgraf wurde Hermann einer der sieben höchsten
Würdenträger des Deutschen Reiches, oder exakter, des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation".
Unter Hermann, der sich überwiegend auf Stahleck aufgehalten hatte, begann die mittelalterliche Blütezeit
Bacharachs, das damit zur pfalzgräflichen Residenz aufgestiegen war.
Der Stauferkönig Konrad übertrug Hermann in den Jahren 1147 bis 1149 das "Reichsverweseramt" als
Stellvertreter des Königs. Es ist somit eine interessante Feststellung, dass in diesen Jahren während der
Teilnahme des Königs Konrad am zweiten Kreuzzug das Deutsche Reich (!) durch Pfalzgraf Hermann von Burg
Stahleck aus regiert wurde...
Fremdherrschaft und Zerstörung
... Am 17. Oktober 1644 suchten die katholischen Kurkölner, General Schmettern und Oberst von Nievenheimb, die
Rückeroberung von Bacharach und Stahleck. Mit 250 Berittenen und 450 Fußsoldaten zogen sie gegen die Franzosen
in ein zweistündiges Gefecht. Die Franzosen wurden nach großen Verlusten zum Rückzug auf Burg Stahleck gezwungen.
Die Entwicklung der Artillerie hatte den Burgen den Nimbus der Uneinnehmbarkeit genommen. Oberst von Nievenheimb
ließ "einen ganzen Tag mit einem Feuermörser Granaten und Feuer ins Schloss schießen" und ließ es dadurch
"ziemlicherweise ruinieren"...
Wiederaufbau und Restauration
... Bei den Ausgrabungen im August 1925 fanden sich Reste eines gotischen Kapellenfensters. Die kleine Burgkapelle von Burg Stahleck trug den Namen des heiligen Paulus! Die Burgkapelle konnte jedoch trotz eingehender Untersuchungen wegen der Zerstörung der Burg im 17. Jahrhundert nicht lokalisiert werden. Der Merianstich von l632 lässt eine im ersten Geschoss des Palas erkerartig ausgebaute Hauskapelle vermuten ...
Unter nationalsozialistischer Herrschaft
Im Burghof, auf den höchsten Spitzen, auf den Mauerringen und dem Stumpf des Bergfriedes
nahmen am 18. November 1934 Hitlerjugend, Jungvolk, Pimpfe, Bund deutscher Mädel (BDM), PD und
SA Aufstellung mit ihren rotweißen bzw. schwarzen Fahnen und der weißen Siegesrune, mit
Fanfaren, Landsknechttrommeln und Runenschildern.
Drei Böllerschüsse hallten in den Bergen wider und eröffnen die Feier der Grundsteinlegung zum
Aufbau des Palas ...
In Nachkriegszeiten
... Im März 1950 übernahm Hans Seidenzahl als Herbergsvater die Jugendburg Stahleck. Trotz bestehendem
Alkohol- und Rauchverbot innerhalb der Burgmauern hatte Hans Seidenzahl auch Sinn für Humor. Nachts zog
er sich gelegentlich ein weißes Laken über, rasselte mit einer Kette und spukte als Burggespenst auf
Stahleck herum.
Jeden Abend versammelte er sich mit Jugendlichen im Rittersaal, musizierte auf der Klampfe und sang mit
seinen Gästen fröhliche Lieder. Sofern ausländische Gäste anwesend waren, animierte er diese zu seinem
Spiel in ihrer Heimatsprache zu singen. Als begeisterter Wanderer hielt er immer fünf Betten frei für
spät ankommende Wanderer. Und wenn die Jugendburg wieder einmal überfüllt war, fanden sich weitere Schlafstätten
im überdachten Wehrgang auf Strohlager...