Heimatblatt Nr. 46

Titelbild

Haus Sickingen

Inhaltsverzeichnis

  • ln eigener Sache
  • Es stand in der Zeitung
  • Nach den Franzosen kamen die Preußen
  • Redensarten und Begriffe (Teil 1) Leseprobe
  • Ritter! Tod! Teufel?
  • Der Pegel, Besonderheiten im Bereich des Kauber Pegels und der Revierzentrale Oberwesel
  • 50-jähriges Jubiläum der Winzberger St.-Georgstabelle

Leseprobe

Leseprobe  Redensarten und Begriffe (Teil 1)

[Autor/in: Wolfram Dechent]

Ich möchte hier einige Redensarten und Begriffe, die wir heute noch verwenden, erklären.

Diese stammen aus der Zeit der Ritter, dem Mittelaltet~ ohnedass wiruns dessen bewusst sind.

So zum Beispiel die Begriffe ,,türmen" oder "getürmt". Diese werden heute, eher belustigend, für jemanden der ,"flüchtet" verwendet. Im Mittelalter hatte das "Türmen" eine, sehr ernste, und dennoch ähnliche Bedeutung. Bei der Belagerung einer Burg war das "türmen" oft die letzte Möglichkeit sein Leben zu retten. Die Burgbewohner zogen sich in den Burgfried (auch Bergfried genannt) zurück, den höchsten und massivsten Tunn. In diesem lagerten Wasser und Vorräte für mehrere Wochen sowie genügend Waffen. Sie flüchteten damit in den letzten momentan noch sicheren Teil der Burg. Man "türmte" also im wahrsten Sinne des Wortes, oder anders ausgedrückt man ist "getürmt".

Auch die Redensart "hinter sich alle Brücken oder hinter sich die Brücken abbrechen", heute verwendet für jemanden der mit bestimmten Personen oder Gruppen keinen Kontakt mehr will, steht in einem direkten Zusammenhang rnit dem schon erwähnten Burgfried.

Der einzige Zugang zu diesem befand sich in 5 bis 10 Meter Höhe und war nur von einem anderen Gebäude oder dem Wehrgang über eine Holzbrücke zu erreichen. Diese Brücken wurden im Falle eines Angriffes, nach dem man sich in den Burgfried zurückgezogen hatte, zerstört. Man brach also alle oder die Brücken hinter sich ab.

Oie Schreibweise Brücken wurde für mehrere als auch für eine Brücke verwendet.

Zur Vollständigkeit soll erwähnt werden, dass es nicht nur Brücken als Zugang zum Burgfried gab, sondern häufig auch Leitern.

Wenn wir heutzutage von jemand vermuten. dass dieser versucht zu betrügen oder sich in unerlaubter Weise einen Vorteil verschaffen will, so verwendet man gelegentlich die alte Redensart "er führt was im Schilde" womit wir wieder in der Zeit der Ritter gelandet sind. Der Ritter führte Schwert und Dolch für jeden sichtbar am Gürtel, dazu war er auch meistens mit einem Schild ausgestattet. Doch nicht jeder Ritter verhielt sich so ritterlich wie erwartet. Mancher Ritter hatte hinter seinem Schild, also für den Gegner unsichtbar, eine weitere unerlaubte Waffe verborgen, er fühtte somit etwas im Schilde. Wenn also einer "was im Schilde führte" so wollte er auch damals schon betrügen und sich damit einen unerlaubten Vorteil verschaffen. Der Begriff führen wird im Zusammenbang mit Waffen auch heute noch für tragen verwendet.

...